Jahresrückblicke 2016-2018 Teil 1
3 Jahre im Rückblick zu betrachten ist ganz schön umfangreich …
Tja, das kommt davon, wenn man immer rumprokrastiniert ;)
Dieser Blogeintrag ist daher eher ein Kurzabriss, als eine tiefgehende Betrachtung.
Ich werde wahrscheinlich zu einigen hier aufgeführten Themenbereichen noch weiterführende Artikel schreiben. Ihr könnt auch gerne in den Kommentaren Wünsche äußern, worüber ihr gerne mehr erfahren möchtet.

Hier kommt Teil 1



------------------------ 2016 --------------------

Die Clown-Ausbildung am TuT ging weiter, in den Semesterferien war ich als Regiehospitantin am Schauspiel Hannover in der Produktion „Die Brüder Karamasow“ unter der Regie von Martin Laberenz.
Die Produktionszeit war ein großartiges Abenteuer! Die Auseinandersetzung mit dem Roman, Martin und die Schauspieler*innen bei der Arbeit zu beobachten und das ganze im Werden und Wachsen zu erleben hat in mir etwas losgetreten.




Der Wiedereinstieg ins Studium fiel mir sehr schwer, ich kam aus dem „Premierenloch“ einfach nicht wieder heraus. Das aktuelle Semester war ein Projektsemester und ich hatte eine tolle Gruppe und wir arbeiteten gemeinsam an einem Projekt zu Robinson Crusoe, aber ich fühlte mich einfach so, als wäre ich am verkehrten Ort.

Ich hatte ein paar Gespräche beim psychologischen Beratungsdienst des Studentenwerks und entschied mich, das nächste Semester nicht zu studieren sondern auf „Theatertour“ zu gehen.
Zum Semesterende stellten alle Gruppen ihre Projektarbeiten vor und mein absolutes Highlight war ein unsichtbares Tanztheaterstück.
Hier ein Bild aus der Hildesheimer Zeitung vom 2.7.2016 von unserer Aufführung "Sie meinten die bitternis des todes sei vorüber und es würde dieses mal nicht so schlimm werden because you know it's fun"



Im Sommer hatte ich dann die Möglichkeit, beim Yiddisch Summer Weimar ein internationales Theaterprojekt zu begleiten. Es war vorgesehen, dass ich dort als eine Art Projektassistentin arbeite, im Laufe des Projekts ergab es sich dann, dass ich wie die Teilnehmenden ebenfalls am künstlerischen Prozess teilnehmen durfte. Wir bauten und bastelten und schrieben und konnten unser Werk in Weimar, in der alten Synagoge in Erfurt und im Jüdischen Museum in Berlin aufführen.



Von Weimar aus ging es dann an das Theater Magdeburg. Hier konnte ich als Regiehospitantin an der Produktion „Fahrraddiebe“ teilnehmen.



In Magdeburg lernte ich die Regisseurin der Parallelproduktion kennen. Sie erzählte mir von ihrer nächsten Produktion, ein Stück ohne Sprache mit einem Schauspieler, einer Schauspielerin und einem Musiker/Geräuschmacher, „Sprich oder Stirb - Scheherazade ohne Worte“ Das klang sehr interessant und ich fragte sie, ob ich sie als Hospitantin begleiten könne. Sie organisierte alles mit dem Theater der Stadt Aalen und ich bekam sogar eine Theaterwohnung.

Bild

Während der Zeit in Aalen fuhr ich an den Wochenenden nach Hannover um für die Wiederaufnahme von unserer Beckett Produktion zu proben. Wir wurden nämlich auf ein ein internationales Theaterfestival für Menschen mit Behinderung in Isfahan eingeladen.


Die Premiere von „Sheherazade“ konnte ich leider nicht sehen, da wir bereits vor dem Start nach Isfahan 2 Aufführungen in Hannover spielten.
Die Reise nach Isfahan und das Festival und unser Auftritt dort waren große Herausforderungen für uns alle, aber wir haben es geschafft.

Kurz vor Weihnachten kam dann eine Absage nach der nächsten.
Keine weiter Hospitanzen in Aussicht.
Im Sommer hatte ich meine WG in Hildesheim aufgelöst, mein Kater Lego lebte nun bei meiner Mutter und meine Sachen standen bei ihr im Keller.
Somit hing ich in der Luft.
Zwischen den Produktionen mal für ein paar Tage bei ihr im Gästezimmer zu schlafen war immer sehr gut, denn das Jahr war verdammt anstrengend und bei ihr kam ich immer etwas zur Ruhe. Aber nun auf unbestimmte Zeit hier wohnen?
Nein, das kam für mich nicht in Frage.
Ich ging auf WG Suche und fand ein kleines Zimmer in einer 3erWG in der die anderen beiden Frauen im März ebenfalls ausziehen wollten.
Szilva schaute sich die Wohnung an und wir fanden sie beide sehr geeignet für unser lang geplantes WG Projekt.
Ein tolles Weihnachtsgeschenk :)



Was war noch in 2016:

Durch die Finanzierung über den KfW-Studienkredit war ich finanziell sehr stark eingeschränkt.
Ich bekam etwas Wohngeld und nutze das Angebot der Hildesheimer Tafel. Durch die dadurch ausgelöste Gemüseflut in meinem Kühlschrank habe ich tatsächlich ein wenig kochen gelernt.

Ein paar Monate habe ich auf geringfügiger Basis beim Malteser im Behindertenfahrdienst gearbeitet. Aber morgens zwischen 5 Uhr und 6 Uhr loszufahren war für mich als Eule eine schier unmögliche Aufgabe und so habe ich dort wieder kündigen müssen.


Fazit:

Das war ein krasses Jahr, ich habe so viel gesehen und erlebt und gelernt, das war der Wahnsinn. Aber es war nicht von der Hand zu weisen, dass ich total im Arsch war, sämtliche Kraftreserven waren aufgebraucht.

Mir wurde klar, dass ich mich entscheiden musste.
Ich entschied mich für das Theater und kündigte den Ausbildungsvertrag mit dem TuT.
Das war natürlich auch ein trauriger Entschluss. Aber es wurde für mich ja sowieso immer schwieriger, das Schulgeld aufzubringen und außerdem wurde mir klar, dass ich dort bereits so viel gelernt habe, dass ich ein gutes Rüstzeug für meinen weiteren Weg hatte.
Ich sah mich nicht auf der Bühne, ich sah mich auf der anderen Seite.
Ich wollte als Regieassistentin arbeiten und direkt im Prozess von den jeweiligen Regisseur*innen lernen, um irgentwann selber zu inszenieren.